Die Plastiken des "Römischen
Tagebuchs"
entstanden fast alle um das Jahr 1976. Sie sind die Quintessenz einiger
Arbeitsjahre, eine Art geistiger und formaler Fundus, der möglicherweise
noch weiterer Realisierung harrt. Denn keine der Arbeiten ist in
Lebensgröße
ausgeführt. Da und dort wurden immer wieder einige Arbeiten
zusammen mit den Zeichnungen unter dem gleichen Rubrum gezeigt,
ohne dass man die Bedeutung dieses "Tagebuches" bemerkt
hätte. Das
kann nicht überraschen. Denn in der zeitgenössischen Bildhauerei
findet sich nichts Vergleichbares - nicht einmal deutliche Anknüpfungspunkte
im Werk des Künstlers zu seinen sonstigen Arbeiten. Auch ist
der Titel, unter dem die Arbeiten erscheinen, nicht ohne Weiteres
verständlich. Mit Ausnahme der Wölfin, jenem Entwurf für
ein italienisches Nationaldenkmal und den zahlreichen Verweisen auf
Fellini, findet
sich kein "römisches" Sujet in dem gesamten Konvolut.
Vielmehr findet man zahlreiche Verweise auf die Stadt Berlin, offenbar
Gadebuschs
Rom in Germanien.
Wenn die menschliche Gestalt von Anfang an wesentlicher
Anlass für die Arbeiten des Künstlers war - aber eben doch
nur Anlass - so ist es im "Römischen Tagebuch" buch-stäblich
der Mensch, der in Erscheiniung tritt, je versehrter desto deutlicher.
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Wenig von dem, was die menschliche Gestalt komplettiert, ist
an seinem Platz. Was diesen in Gruppen auftretenden Gestalten fehlt
zur lebensfähigen Anatomie, offenbart sich als Mittel einer existentiellen
Metapher für den Menschen, der nicht mehr als Ganzes sondern nur
noch in seinen Teilen existiert.

Römisches Tagebuch Die Szenarien sind allesamt Denkmäler einer verletzten
Menschlichkeit. Trotzdem zeigt sich hier kein kritischer Realismus.
Gadebuschs "Römisches Tagebuch" erscheint vielmehr
als Referenz an ein klassisches Menschenbild, das wir bis heute nicht
verwirklicht
haben: ein traditionelles Inferno findet nicht nur kein Ende, sondern
es lebt fort, erfinderischer und gnadenloser denn je. |